Widerrufsrecht bei Krediten

Widerrufsrecht: Beachten Sie die Fristen

Ein Kredit hilft kurzfristig bei der Überwindung finanzieller Engpässe, doch sind Sie mit der Rückzahlung über einen längeren Zeitraum gebunden. Die Bank räumt Ihnen ein Widerrufsrecht ein, für das gesetzliche Fristen gelten.

Schließen Sie bei einer Bank einen Kreditvertrag ab, räumt Ihnen die Bank ein Widerrufsrecht ein. Mit der Widerrufsbelehrung informiert die Bank über Möglichkeiten für einen Widerruf. Innerhalb einer gesetzlich festgelegten Widerrufsfrist können Sie den Vertrag widerrufen. Für einen Widerruf gibt es verschiedene Gründe, da Sie beispielsweise bei einer anderen Bank ein günstigeres Angebot gefunden haben. Der Widerruf bedarf der Schriftform. Musterschreiben finden Sie im Internet. Ein Widerrufsrecht gilt nicht für alle Kredite.

Bei welchen Kreditverträgen können Sie widerrufen?

Das Widerrufsrecht für Kredite ist in den Paragraphen 495 und 355 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) geregelt. Dort ist festgelegt, dass der Widerruf nur für privat genutzte Kredite gilt. Kredite für eine gewerbliche oder selbstständige Tätigkeit fallen nicht unter diese Regelung. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um verzinste Kredite oder eine Null-Prozent-Finanzierung handelt. Das Widerrufsrecht gilt für Verbraucherdarlehen. Seit November 2002 besteht auch ein Widerrufsrecht für Immobilienkredite.
In § 491 Abs. 2 BGB sind Ausnahmen für Kredite geregelt, die nicht zu den Verbraucherdarlehen gehören:

  • Kleinkredite mit einem Nettodarlehensbetrag unter 200 Euro
  • Kurzfristige Verträge, bei denen die Rückzahlung innerhalb von drei Monaten gegen geringe Kosten erfolgt
  • Kredite, bei denen der Kreditnehmer nur mit einer als Pfand hinterlegten Sache haftet
  • Vom Arbeitgeber gewährte Kredite als Nebenleistungen zum Arbeitsvertrag
  • Förderdarlehen mit günstigeren als den am Markt üblichen Zinsen.

Widerrufsbelehrung als Bestandteil des Kreditvertrags

Die Widerrufsbelehrung ist Bestandteil des Kreditvertrags und an der Überschrift “Widerrufsbelehrung” erkennbar. Mitunter tritt sie an mehreren Stellen im Vertrag auf. Die Bank ist zu einer Belehrung in Schriftform verpflichtet. Bei Online-Kreditverträgen finden Sie die Belehrung im Abschnitt “Zusätzliche Informationen beim Fernabsatz von Finanzdienstleistungen”. Die Bank erläutert dem Verbraucher, dass er sein Einverständnis mit den getroffenen Vereinbarungen ohne Angabe von Gründen innerhalb von 14 Tagen widerrufen kann. Der Widerruf bedarf der Schriftform und ist per Post, Fax oder E-Mail möglich.

Gründe für einen Widerruf

Für den Widerruf eines Kreditvertrags bestehen verschiedene Gründe:

  • Sie haben eine Erbschaft gemacht und benötigen das Geld nicht mehr
  • Sie haben bei einer anderen Bank ein Darlehen mit günstigeren Konditionen gefunden
  • Umzug aus beruflichen Gründen
  • Arbeitslosigkeit, Trennung oder Krankheit kurz nach Vertragsabschluss.

Wie erfolgt der Widerruf?

Für einen Widerruf gibt es kein gesetzlich vorgeschriebenes Formular. Der Widerruf bedarf der Schriftform und muss für die Bank klar und eindeutig sein. Die Angabe eines Grundes, warum Sie den Vertrag widerrufen möchten, ist nicht erforderlich. Im Internet finden Sie verschiedene Musterschreiben für den Widerruf. Der Widerruf muss folgende Angaben enthalten:

  • Name und Anschrift des Kreditgebers
  • Name und Anschrift des Kreditnehmers
  • Ort und Datum
  • Vertragsdaten mit Datum und Vertragsnummer
  • Schriftliche Formulierung des Widerrufs
  • Unterschrift des Kreditnehmers.

Tipp:
Schicken Sie einen Widerruf immer per Einschreiben und Rückschein ab. Sie haben einen Beweis, falls die Bank auf Ihren Widerruf nicht reagiert. Der Einlieferungsbeleg und der Rückschein dienen als Nachweise, dass Sie die Frist eingehalten haben.

Welche Folgen hat ein Widerruf?

Haben Sie den Widerruf an die Bank geschickt und das Geld noch nicht erhalten, passiert nichts weiter. Die Bank zahlt Ihnen das Geld nicht aus.
Hat Ihnen die Bank bereits das Geld ausgezahlt, sind Sie gemäß § 357a Abs. 1 BGB innerhalb von 30 Tagen nach Widerruf zur Rückzahlung verpflichtet. Für den Zeitraum zwischen Auszahlung und Rückzahlung des Geldes berechnet Ihnen die Bank Zinsen. Sie werden tagesgenau berechnet und sind abhängig vom im Vertrag vereinbarten Sollzins. Einige Banken verzichten auf die Berechnung dieser Zinsen.

Tipp:
Achten Sie bereits vor Vertragsabschluss auf das Kleingedruckte im Darlehensvertrag, um sich hohe Kosten für den Widerruf zu ersparen. Im Kreditvergleich sehen Sie, welche Banken Darlehen mit kostenloser Gesamttilgung gewähren. In solchen Fällen ist die Gesamttilgung jederzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung möglich. Eine Widerrufsfrist erübrigt sich.

Wie ist beim Kredit die Widerrufsfrist geregelt?

Für Verbraucherkredite gilt eine Widerrufsfrist von 14 Tagen ab Vertragsabschluss. Die Widerrufsfrist beginnt, wenn der Kreditnehmer die Vertragsunterlagen von der Bank erhalten hat. Die Bank weist darin auf das Widerrufsrecht und die Widerrufsfrist hin. Einige Banken räumen den Kunden eine Widerrufsfrist von 30 Tagen ein.
Die Widerrufsfrist verlängert sich automatisch auf 30 Tage, wenn wichtige Angaben im Darlehensvertrag fehlen. Der Darlehensvertrag muss Angaben zu

  • Kreditwiderruf
  • Aufsichtsbehörde, von der die Bank reguliert wird
  • Kreditsumme
  • Zinssatz
  • Kreditlaufzeit
  • Berechnungsmethode für die Vorfälligkeitsentschädigung

enthalten. Fehlen eine oder mehrere Angaben, verlängert sich die Widerrufsfrist.

Welche Konsequenzen entstehen, wenn der Verbraucher die Widerrufsfrist verpasst?

Haben Sie die Widerrufsfrist verpasst, ist ein Rücktritt vom Vertrag mit Konsequenzen verbunden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Sie ein günstigeres Darlehen finden. Besteht nicht die Möglichkeit einer kostenlosen Gesamttilgung, kann nur noch eine außerordentliche vorzeitige Tilgung erfolgen. Sie zahlen die Restschuld zusammen mit einer Vorfälligkeitsentschädigung zurück. Die Vorfälligkeitsentschädigung wird von der Bank als Ausgleich für die ihr entgehenden Zinsen erhoben.

Gibt es Ausnahmen?

Eine Ausnahme besteht bei einer falschen Widerrufsbelehrung. Wurden Sie nicht wie vorgeschrieben über Ihr Recht zum Widerruf informiert, ist der Widerruf auch noch Jahre nach Vertragsabschluss möglich. Die Widerrufsfrist von 14 Tagen hat dann noch nicht begonnen.

Baufinanzierungen bilden eine Ausnahme. Wurden Sie nicht richtig informiert, endet die Widerrufsfrist spätestens nach einem Jahr und 14 Tagen.
Fehlerhaft ist eine Widerrufsbelehrung, wenn

  • Sie nicht richtig über die Widerrufsfrist belehrt wurden
  • nicht auf die Rechtsfolgen eines Widerrufs hingewiesen wurde.

In solchen Fällen zahlen Sie nur das Darlehen zurück. Eine Vorfälligkeitsentschädigung müssen Sie nicht zahlen. Sie profitieren vom Widerrufsjoker. Das ist auch möglich, wenn mit dem Darlehen ein Vertrag verbunden war. Bei einem Autokredit, der mit dem Kauf eines Dieselfahrzeugs verbunden ist, greift der Widerrufsjoker aufgrund des Dieselskandals.

Tipp:
Ob eine Widerrufsbelehrung fehlerhaft ist, erkennen juristische Laien zumeist nicht. Lassen Sie die Widerrufsbelehrung von der Verbraucherzentrale oder einem Anwalt, der auf Kredite spezialisiert ist, prüfen. Dafür fallen Gebühren an.

Fazit für das Widerrufsrecht bei Krediten

Für Verbraucherkredite besteht für den Kreditnehmer ein Widerrufsrecht. Die gesetzliche Widerrufsfrist liegt bei 14 Tagen nach Vertragsabschluss. Einige Banken räumen auch eine Frist von 30 Tagen ein. Die Widerrufsfrist bedarf der Schriftform. Die Widerrufsfrist verlängert sich, wenn der Vertrag oder die Widerrufsbelehrung fehlerhaft ist.